SingAnanda goes India - Part 2


 

Nach vier erfüllten Tagen nahte schon der Abschied von Auroville und es hieß noch tiefer Eintauchen in das spirituelle Indien. Nach einer amüsanten Bus-Beladungszeremonie nahm unsere kleine Karawane Fahrt Richtung Süden auf.

 

Schon konnten wir fühlen, dass wir unseren Lebensrhythmus an das langsamer aber stärker schlagende Herz dieses unfassbaren Landes angenähert hatten. Lachen, Singen, Atmen, Gähnen und Annehmen – wir haben so viel an Bord, das stressig anmutende Situationen die Schärfe nimmt. Und ganz besonders der Austausch in der Gruppe erschien uns als wichtiger Katalysator für das Verarbeiten und Integrieren der vielfältigen Eindrücke.

 

Blumen für die Götter - Lotos oder Rosen
Blumen für die Götter - Lotos oder Rosen

 

Chidambaram war nach dem sanften Ankommen in Indien unsere erste „richtige“ Tempelstadt. Für viele Hindus ist der Nataraja-Tempel DER Tempel Indiens.

 

Nach dem bald obligatorischen Kauf von Blumen als Opfergabe und einer eher touristischen Besichtigung mit dem schon lieb gewonnenen Besuch bei Ganesha waren wir genau rechtzeitig zur Stelle, um inmitten von hunderten von Gläubigen einen Blick auf die Statue des tanzenden Shiva (für das Element Himmel) zu werfen und den zuvor sorgfältig formulierten Herzenswunsch abzusenden. Jeder in der Menge wollte den Platz mit der besten Sicht verteidigen, doch das Gedränge war sehr besonders, kaum aggressiv, fast sanft. In einer ausgefeilten Zeremonie brannten die Priester das Opferfeuer ab – dann der große Moment mit Sicht auf Nataraja, den die Betenden mit Freudenrufen feierten.

 

Beglückt durften wir dank unserer Begleiter sogar in das Innere des Heiligtums eintreten und dort unsere Opfergaben überreichen. Gesegnet in jeder Beziehung trafen wir uns wieder beim traditionellen Prasad, dem Verzehren der zubereiteten Opfergaben und traten nach körperlicher Stärkung die Weiterfahrt an. Im Inneren der Tempel herrscht aus guten Grund ein Verbot von Kameras und Handys.

 

Das grundsätzliche Setting dieses Feuer-Rituals hat sich nicht groß verändert.
Ein besonderes Agni-Puja. Shiva wird mit allen Herausforderungen fertig. Aus Chidambaram.

Tiruvannamalai mit dem Tempel vom Skandashram aus
Tiruvannamalai mit dem Tempel vom Skandashram aus

 

Tiruvannamalai – unser nächstes Ziel, Heimat von Sri Ramana Maharshi und direkt am heiligen Berg Arunachala gelegen, ist als Pilgerort ebenso beliebt, wie als Ort der Sehnsucht westlicher Besucher.

 

Ein Ort, der die Gegensätze Indiens bisher am stärksten vor Augen führte.

Im Sri Ramana Ashram erlebten wir erstmals eine Mantra-singende Gruppe. Im call-response erklangen vedische Verse, die uns im Herzen bewegten und auf die Meditation am Samadhi von Ramana Maharsi einstimmten. Eine Atmosphäre von tiefer Andacht und Ruhe durchdringt zu dieser Zeit den Ashram. Lange verweilen wir in den Hallen und schließen den Besuch ab mit einer Wanderung zum höher gelegenen Skandashram, wo der indische Heilige Jahre in tiefer Meditation verbrachte. Doch schon freuen wir uns auf die nächste Stufe der Erfahrung eines Kraftplatzes – des Annamalaiyar-Tempels im Zentrum der Stadt.

 

Schon waren die zu Shivaratri steigenden Zahlen an Herberge Suchenden spürbar – unsere erste Nacht verbrachten wir in einer verbissen vergitterten Anlage, die bald nur noch als „Das Gefängnis“ tituliert wurde. Doch unsere Reiseleitung zauberte für die nächsten Tage eine phantastische Alternative auf dem Lande aus dem Hut, Blick auf den heiligen Berg, tolle Küche, sogar ein Pool und eine kleine Halle für Yoga, Gesprächskreis und Singen – glückliche Reisende reihum! Immer wieder hatten wir den Eindruck, gesegnet zu sein.

 

 

Die riesige Tempelanlage in Tiru wird täglich von tausenden von Pilgern und Gläubigen überflutet. Dem großen Gedränge wichen wir durch den Besuch am Abend aus – vorbei an großen Schildern, die Nicht-Hindus den Zutritt verwehren sollen. Dank unserer Guides wurde uns eine „Fast-Lane“ eröffnet und wir konnten wieder den Herzenswunsch mit Blick auf den Feuer-Lingam im Sanctum des Annamalaiyars werfen. Wieder erstaunte uns die fast herzliche Toleranz, die uns Nicht-Hindus hier entgegenkam. Wir konnten unbehelligt die Hallen mit endlosen Säulenreihen bestaunen, meditieren und unsere Zeit an diesem Kraftort genießen. Auch hier waren Fotoapparate und Handys nicht erwünscht. Klappte nicht immer.

 

Die Begehung des Arunachala ist ein Kapitel für sich, ein Berg, den die Gläubigen auf ihrer Pilgerfahrt zum Teil barfuß und mit minimaler Ausrüstung erklimmen. Unser Guide Krishnamurti brachte uns noch im Dunkeln auf dem Weg, den gestern noch Heerscharen von bettelnden Senioren bevölkerten, zur Skandashram-Höhle, in der Sri Ramada lange Jahre in Meditation verbrachte. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang faszinierten uns Ausblicke von fremdartiger Schönheit über die erwachende Stadt, auf die riesige Tempelanlage und tatsächlich schwarz-rot-goldene Wolken am leicht diesigen Himmel.

 

Obwohl den Shivaberg-Kletterern eine Rückkehr vor der Mittagshitze dringend angeraten worden war, genossen wir immer wieder Meditationspausen in Felsspalten, die uns Krishnamurti auf seinem „secret path“ präsentierte. Alle erreichten wir wohlbehalten und nun barfüßig den schwarz verkohlten Gipfel des Shiva-Berges, behutsam empfangen von einem Priester der uns mit Aschezeichen und Devotionalien versorgte. An großen Feiertagen werden auf dem Arunachala riesige Opferfeuer mit Ghee entfacht. Der Ruß dieser Rituale bedeckt fast den gesamten Gipfel und verstärkt den Eindruck des riesigen Vulkanplateaus. 

 

 

 

Wie die Bergziegen sprangen wir nun zurück zum Ausgangspunkt, wo sich unsere Gruppe auf verschiedene Wege verabschiedete. Ein Abenteuer, welches ich nicht so bald vergessen werde. Krishnamurti ist mir auf diesem Trip sehr ans Herz gewachsen – ein Vertreter einer sanften und doch kraftvollen Art Mann, wie ich sie in Indien noch oft getroffen habe.

 

  

Die Zeit in „Tiru“ prägte sich dank der vielfältigen Annehmlichkeiten für Reisende sehr positiv ein. Mal wieder ein frischer Salat im „Dreaming Tree“, Massagen, Reiki und Yoga – wir genossen die Zeit hier, entspannten uns und tankten Kraft für die kommenden Herausforderungen. Und wer es mag findet in den zahlreichen Läden alles, was das Touristenherz begehrt. Auch hier gilt: Schuhe ausziehen nicht vergessen!

 


 

Ein weiteres spirituelles Glanzlicht der "anderen Art"  ermöglichten uns Danielas exzellente Connections beim Besuch im Ashram von Amma. Mit der Kraft Ihres liebevollen Blickes zog sie das gesamte (meist westliche) Auditorium in ihren Bann. Gegen eine sehr anständige Spende war dann auch eine Einzelsession mit ihr möglich – ein tiefes Erlebnis und mit Worten nur schwer erklärbar. 

 

Nach all dem Segen fiel der Abschied aus Tiruvannamalai doch sehr sehr schwer. Zumal unsere Busse zur vereinbarten Zeit nicht erschienen. Positiver Nebeneffekt: Ein wunderbarer Sonnenaufgang hinter dem Arunachala, der uns bei Planerfüllung nicht geschenkt worden wäre. Solche Ereignisse häuften sich auf unserer Reise, wir waren bis zum Schluss nicht einig, ob sich unsere Sichtweise langsam an indische Verhältnisse anpasste oder diese Änderung des Mindsettings im Plan der Reise enthalten war :)

 

 

OM Arunachala 

Shiva Aruna!

 

Kanchipuram war auf dem Weg nach Norden eine aufregende Zwischenetappe. Nach einem typisch indischen Frühstück („Masala Dosa oder Idli?“ - Am besten beides!) landeten wir nach einer spannenden Busreise in dem mitten in der wuseligen Stadt gelegenen Ekambareswarar Tempel, geweiht dem Element Erde.

 

Hier durften wir erstmals nicht bis zum Heiligtum gehen, sondern durften unsere Herzenswünsche aus einer größeren Entfernung absenden. Dort erlebte ich die Begegnung mit dem Shiva-Lingam auch eher beiläufig.

 

Tieferen Eindruck ermöglichte hier die Meditation mit dem Erdelement neben einem bemerkenswerten uralten Mangobaum, der Früchte in 4 Sorten hervorbringen soll. Wir verweilten lange in Stille und in Verbindung mit Mutter Erde. Eine Idee der Panoramafotographie musste ich dann trotzdem ausprobieren.

 

 

Besonders in Erinnerung bleibt auch ein magischer Moment, als ein einmaliges Foto unseres indischen Guides Amar neben einem in intensiven Farben geschmückten Steinrelief gelingt.

 

Als professioneller und einfühlsamer Begleiter und in allen Lebenslagen loyaler Helfer unserer Reiseleiterin Daniela eröffnete er uns auf dieser Reise eine weitere Perspektive auf den Lebensrhythmus und die Spiritualität Indiens.

 

Faszinierend, dass er sich in diesem Teil des Landes, wo Tamil die vorherrschende Sprache ist, mit seinen Landsleuten 

- genau wie wir - in Englisch verständigte.

 

- Fortsetzung folgt -

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